Buurtzorg
ein innovatives Pflegemodell aus den Niederlanden für Lüneburg
Gisela und der Pfleger Serno, Foto: Elisa Radzun, Preisträgerin des Fotowettbewerbs der BWG 2020 „Mensch-Arbeit-Alter“
Die Verbesserung der Pflege ist eine der größten sozialpolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Angesichts des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels besteht in Niedersachsen dringend Handlungsbedarf.
Das Augenmerk von LuStiQ richtet sich dabei besonders auf die Situation in der ambulanten Pflege. Hier besteht das größte Potential, um den Wunsch nach selbstbestimmtem Leben und Sterben im häuslichen Umfeld zu ermöglichen.
Von der Qualität der ambulanten Pflege hängt entscheidend ab, wie hoch die Zahl der Patienten sein wird, die stationärer Pflege bedürfen. Bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema ist unser Blick auf das Buurtzorg-Modell aus den Niederlanden gefallen.
Buurtzorg wurde 2007 von Jos de Blok, selber Pfleger von Beruf, für den ambulanten Pflegebereich ins Leben gerufen. Buurtzorg (sprich „bürtsorch“) bedeutet Nachbarschaft (buurt) und Pflege (zorg). https://www.buurtzorg.com/
In diesem ganzheitlichen Pflegeansatz steht Menschlichkeit im Mittelpunkt – nicht Bürokratie. Das Ziel ist die Wahrung der Eigenständigkeit und Unterstützung der Unabhängigkeit.
Der Pflegedienst verbindet die Versorgung der Patienten und die Einbindung der Nachbarschaft, um den Patienten so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben im Quartier zu ermöglichen.

Elisa Radzun, aus der Serie „Gisela und Pflegerin Lara“ (Fotowettbewerb der BGW 2020)
Die Pflegekräfte arbeiten maximal selbstbestimmt in Hierarchie-losen Teams von vier bis zwölf Personen. Dadurch haben die Pflegekräfte mehr Flexibilität in der Dienstplangestaltung und das Ziel, eine pflegebedürftige Person mit maximal zwei Betreuern zu versorgen, kann besser umgesetzt werden. Das verbessert auch die Kommunikation zu den Patienten. Zusätzlich wird mit „Buurtzorgweb“ ein Netz um die Patienten geknüpft: aus Familie, Freunden und Nachbarn, auf der fachlichen Seite die Verbindung zu Ärzten, Apotheken, Krankengymnasten etc. gehalten.
Wesentlich ist der nicht gewinnorientierte Ansatz. Daraus folgt eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte. Auf längere Sicht, so die niederländischen Erfahrungen mit Buurtzorg, konnten die Pflegekosten um 30% gesenkt werden. Darüber hinaus wurden die Pflegekassen durch die Vermeidung stationärer Pflege deutlich entlastet.
Seit einigen Jahren gibt es Buurtzorg auch in Deutschland. Ausgangspunkt war das Münsterland, von dort breitet sich die Idee weiter aus. https://www.buurtzorg-deutschland.de/